![\"Herbert](\"https:\/\/stolpersteine-badschoenborn.de\/wordpress\/wp-content\/uploads\/2018\/08\/Herbert-Falk-gestorben.jpg\")
<\/a><\/p>\nAm 23. Juni verstarb Herbert Falk im Alter von 87 Jahren in den USA, wie seine Tochter der Stolpersteine-Initiative mitteilte. Er war der letzte Lebende aus der fr\u00fcheren j\u00fcdischen Gemeinde Mingolsheim.<\/p>\n
Herbert Falk wurde hier geboren als Sohn von Julius Falk und Karolina Oestreicher. An seine fr\u00fche Kindheit in der Leopoldstra\u00dfe 11 hatte er nur noch wenige Erinnerungen. Als er f\u00fcnf Jahre alt war, verstarb seine Mutter; danach k\u00fcmmerte sich besonders seine Gro\u00dfmutter Betty Oestreicher aus der Leopoldstra\u00dfe 3 um ihn. Gern dachte Herbert daran zur\u00fcck, wie sein Vater mit ihm zum Schwefelbad ging und ihn anschlie\u00dfend zu einer Kleinigkeit ins Restaurant mitnahm. Auch die Namen einiger Mitsch\u00fcler aus der ersten und zweiten Klasse kannte er noch. Von seinem Lehrer Ludwig Springer blieb Herbert im Ged\u00e4chtnis, dass er ihn einmal ins Gesicht schlug, weil er ihn nicht mit \u201eHeil Hitler\u201c gegr\u00fc\u00dft hatte.<\/p>\n
In der \u201eKristallnacht\u201c wurde die elterliche Wohnung von SA-Horden verw\u00fcstet, als sie die inzwischen verkaufte Synagoge nicht anz\u00fcnden konnten. In ihrem Haus gab es allerdings so gut wie nichts, das sie noch pl\u00fcndern konnten. Einen Monat darauf, im Dezember 1938 emigrierten die Gro\u00dfmutter und ihr Sohn Max nach Amerika. Bereits im August hatten sie P\u00e4sse und das Einreisevisum erhalten, denn Tochter Bertha Oestreicher (1906-1993) war schon 1933 endg\u00fcltig ausgewandert nach Chicago; dort hatte sie eine Familie gegr\u00fcndet. Seine Oma und der Onkel nahmen Herbert mit in die Vereinigten Staaten; sein Vater Julius Falk jedoch hatte keine Aussicht auf Ausreisepapiere. Bei der \u00dcberfahrt war Herbert sehr beeindruckt, dass es auf der MS Europa ein gro\u00dfes Spielzimmer gab, in dem er mit anderen Kindern spielen konnte. Die drei lebten dann in der Gegend von Chicago auf einem Milchbauernhof, wo Max eine einfache Arbeit fand und auch die Gro\u00dfmutter mithalf. Vater Julius Falk war gerade rechtzeitig aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen worden, um sich von seinem Sohn zu verabschieden. Es gibt danach noch einen Brief vom Mai 1939, in dem der Vater die Hoffnung ausdr\u00fcckte, es w\u00e4re zu Herberts Bestem, dass er ihn habe nach Amerika gehen lassen, so schwer ihm selbst das auch gefallen sei. Weil dies das letzte Lebenszeichen von Julius Falk war, kam die Familie zum Schluss, er m\u00fcsse im Lager verstorben sein. Herbert war damals zu jung, um weiter \u00fcber das Schicksal des Vaters und anderer Verwandter nachzudenken. Erst viel sp\u00e4ter erfuhr er von der Deportation aller badischen Juden nach Gurs und von der Ermordung seines Vaters und dessen Geschwistern in Auschwitz.<\/p>\n
Nach dem Tod der Gro\u00dfmutter 1943 wuchs Herbert zehn Jahre lang beim Onkel Max Oestreicher auf. Nach der Milit\u00e4rzeit und mit Erfahrung auf verschiedenen Arbeitsfeldern er\u00f6ffnete Herbert schlie\u00dflich seine eigene Firma, die Fenster und Sturmt\u00fcren einbaute; sp\u00e4ter installierte und reparierte er ausschlie\u00dflich Garagentore. Herb\u2019s Door Service wurde ein erfolgreiches Gesch\u00e4ft in der Region; das heute von einem Sohn weitergef\u00fchrt wird. Herbert Falks Kontakt zu Mingolsheim ist nie ganz abgebrochen. Emma Willhauck-Weickgenannt, Ehefrau von B\u00fcrgermeister Josef Willhauck, war eine Jugendfreundin seiner Tante Bertha Oestreicher und hatte all die Jahre Briefkontakt gepflegt. So besuchte Herbert mit seiner Ehefrau 1977 zum ersten Mal wieder den Ort seiner Kindheit und das Grab der Mutter und des Gro\u00dfvaters, die zu den letzten Bestattungen auf dem hiesigen j\u00fcdischen Friedhof geh\u00f6ren. Weitere Besuche in Mingolsheim folgten. Gemeinsam mit ihren Kindern besuchte Dr. Martina Willhauck-Fleckenstein, Enkelin des fr\u00fcheren B\u00fcrgermeisters und Tochter von Herberts Klassenkamerad Ernst Willhauck, Herbert zu seinem 85. Geburtstag vor zwei Jahren.<\/p>\n
Da hatte auch die Stolpersteine-Initiative Bad Sch\u00f6nborn ihre Arbeit aufgenommen, und es war f\u00fcr Herbert Falk sehr bewegend zu erfahren, dass eine Initiative in seiner alten Heimat sich f\u00fcr ein Erinnerungszeichen f\u00fcr seine Familie einsetzt. Manche Einzelheiten und vor allem die Fotos in der Stolpersteine-Brosch\u00fcre w\u00e4ren ohne seine Mithilfe f\u00fcr uns nicht zug\u00e4nglich gewesen. Sogar finanziell hat er die Stolperstein-Initiative unterst\u00fctzt. Bei der Verlegung der Steine im Juni 2017 war Herbert Falk leider bereits zu schwach und pflegebed\u00fcrftig, um noch einmal die Reise hierher auf sich zu nehmen; er konnte nur mit einem Gru\u00dfwort bei uns sein. In den letzten Monaten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer weiter; doch bis auf die letzten zehn Tage war es ihm verg\u00f6nnt in seinem Haus zu bleiben.<\/p>\n
Seine Tochter schrieb, er sei im Kreise der Angeh\u00f6rigen ganz in Frieden entschlafen. Neben seiner Frau Claire trauern zwei T\u00f6chter, zwei S\u00f6hne, vier Enkelkinder und vier Urenkel um ihn. Bad Sch\u00f6nborn hat mit Herbert Falk einen fr\u00fcheren B\u00fcrger und wichtigen Zeitzeugen verloren. Trotz des entsetzlichen Unrechts, das ihm und seiner Familie geschah, wurde er uns zu einem Freund und schenkte uns mehr Vertrauen, als ihm und seinen Vorfahren von unseren Mitb\u00fcrgern entgegengebracht worden war. Die Stolpersteine und Berichte werden das Andenken an ihn und seine Familie bei uns lebendig erhalten.<\/p>\n
F\u00fcr die Stolpersteine-Initiative Hans-Georg Schmitz<\/em><\/p>\n <\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Am 23. Juni verstarb Herbert Falk im Alter von 87 Jahren in den USA, wie seine Tochter der Stolpersteine-Initiative mitteilte. Er war der letzte Lebende aus der fr\u00fcheren j\u00fcdischen Gemeinde … Herbert Falk gestorben<\/span> weiterlesen