Stolpersteine sollen an die Opfer erinnern

Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 26. November 2015

Besten Dank an Eike Schmidt-Lange, der ihn verfasst hat!

Bad Schönborn/Malsch (sl). Eine Bürgerinitiative will auch in Bad Schönborn die Gemeinde anregen, Stolpersteine gegen das Vergessen misshandelter jüdischer Bürger und Bürgerinnen verlegen zu lassen. Schon vor gut zwei Jahren hat die jetzt prämierte Aktionsgemeinschaft „Zeichen setzen“ durch eine Ausstellung insbesondere auf die letzten fünf jüdischen Einwohner von Mingolsheim und Langenbrücken hingewiesen.

Julius Falk, seine Schwester Elsa Falk und seine Frau Emma Falk sowie Franziska Moses und Selma Isaac wurden am 20. Oktober 1940 gezwungen, mit wenig Gepäck beim Rathaus Mingolsheim auf einen Lastwagen zu steigen, bevor man sie per Bahn ins südfranzösische Gurs verschleppte. Die ersten vier Genannten wurden rund zwei Jahre später in Auschwitz ermordet, während die Langenbrückenerin Selma Isaac im Lager Noé in Südfrankreich verstarb.

Weitere Fakten sind seit kurzem im Internet nachzulesen (www.stolpersteine-badschoenborn.de). Zu der forschenden Initiativgruppe gehört die Bad Schönborner Gemeinderätin Angelika Messmer, deren Vater bereits seit 1986 Schriften über die Juden von Malsch, Bad Schönborn und anderen Orten verfasst hat. Sie will diese Arbeit fortsetzen und trug zusammen mit Teamkollegen weitere Daten aus der Lebensgeschichte nicht nur der verschleppten Juden des Ortes zusammen.

Pfarrer Hans-Georg Schmitz aus Mingolsheim, früher Wiesloch, wünscht sich, dass sich weitere kundige Menschen finden, die wie in Malsch Auskunft geben können über frühere jüdische Einwohner. So hätten ihn kürzlich Bürger aus Malschs Nachbarorten informiert, dass man damals die jüdischen Händler aus Malsch gut gekannt und nach ihnen den Weg von Malschenberg hinunter nach Rauenberg den „Judenbuckel“ genannt habe.

Als Mitinitiator der Gruppe freut sich Gemeinderat Felix Harling, dass auch ein Kenner der Familienforschung dazugestoßen ist. Tobias Rachor ist einer der vier deutschen Kuratoren der internationalen Genealogieseite geni.com. Seine dort eingegliederte Datenbank umfasst inzwischen 225.000 Profile, also Informationen, die zum Ergänzen von Millionen von Stammbäumen beitragen. „Ich will mithelfen, dass die Millionen Opfer nicht nur eine anonyme Masse bleiben – sondern Menschen mit Namen und eigenen Biografien“, kommentierte er sein weltweites Engagement.

Pfarrer Schmitz bekräftigte, dass die Lebensläufe im Blick auf die geplanten Stolpersteine genug dokumentiert sind. Jetzt liege es an der Gemeinde. Ein Antrag auf Genehmigung der fünf Stolpersteine wird in diesen Tagen im Bad Schönborner Rathaus beraten.